Körperwelten Tickets
Körperwelten Newsletter
Körperwelten Lehrer Newsletter

Technik der Plastination

Die Technik

Schritt für Schritt

Durch die Methode der Plastination können anatomische Präparate ästhetisch und dauerhaft erhalten werden. Die Körperzellen und das natürliche Oberflächenrelief bleiben dabei in ihrer ursprünglichen Form und bis in den mikroskopischen Bereich hinein identisch mit ihrem Zustand vor der Konservierung. Die Präparate sind trocken und geruchsfrei und im wahrsten Sinne des Wortes begreifbar. Diese Eigenschaften machen plastinierte Präparate zu einem unschätzbaren Wert für die Ausbildung angehender Ärzte, aber auch für die medizinische Aufklärung interessierter Laien.

Der Arzt und Anatom Dr. Gunther von Hagens hat das Verfahren der Plastination 1977 am Anatomischen Institut der Universität Heidelberg erfunden und seither beständig weiterentwickelt.

1. Fixierung

Um einen Körper der Plastination zuführen zu können, muss zunächst die Verwesung gestoppt werden. Dazu wird eine Formalinlösung in das Arteriensystem des Körpers eingebracht. Nach etwa 3 bis 4 Stunden ist das gesamte Arteriensystem des Körpers mit Formalin gefüllt. Es tötet sämtliche Bakterien ab und verändert darüber hinaus die Eiweißstrukturen des Gewebes. Der Körper verwest nicht mehr und die anatomische Präparation, also das Freilegen anatomischer Strukturen wie Organe, Muskeln, Sehnen und Nerven kann beginnen.

2. Anatomische Präparation

Zunächst wird die Haut und das Unterhautfettgewebe abpräpariert. Die Organe, Muskeln und Sehnen, sowie die Nerven und Gefäße des Körpers sind von einer dünnen Schicht faserigem Bindegewebe umgeben. Dieses Bindegewebe wird mit Skalpell und Pinzette schonend entfernt, so dass schließlich die einzelnen anatomischen Strukturen zum Vorschein kommen.
Die Präparation erfordert neben guten anatomischen Kenntnissen und manuellem Geschick auch viel Geduld. Ein ganzer Körper beansprucht bis zu 800 Arbeitsstunden.

3. Entwässerung und Entfettung

Nach der Präparation beginnt der eigentliche Plastinationsprozess.
In einem ersten Schritt werden zunächst das im Körper enthaltene Wasser und lösliche Fett durch ein Lösungsmittel ersetzt. Dazu wird der präparierte Körper in ein -25 Grad kaltes Azetonbad eingelegt. Auch bei diesen Temperaturen ist Azeton noch flüssig und vermischt sich nach und nach mit dem Körperwasser. Das Azeton wird dadurch immer wässriger und muss mehrfach durch ein frisches Azetonbad ersetzt werden. Die Wasserkonzentration des Azetonbades wird im Labor fortlaufend gemessen. Ist im letzten Azetonbad kein Wasser mehr nachweisbar, ist dem Körper alles Wasser entzogen. Anschließend wird das Aceton auf Raumtemperatur gebracht, um auch die löslichen Fette aus dem Gewebe herauszulösen. Der Prozess der Entwässerung und Entfettung dauert je nach Größe des Präparates etwa 3 bis 4 Monate.

4. FORCIERTE IMPRÄGNIERUNG

Danach folgt der zentrale Schritt der Plastination: die vakuumforcierte Imprägnierung.
Das Azeton durchtränkte Präparat wird in ein Bad aus flüssigem Silikon gelegt und unter Vakuum gesetzt. Das Vakuum saugt das Azeton aus dem Präparat heraus und erzeugt einen Unterdruck im Gewebe, der das Silikon bis in die letzten Zellen des Präparats eindringen lässt. Das ausgetretene Azeton perlt an die Oberfläche des Silikonbades und wird dort kontinuierlich abgesaugt. Treten keine Azetonblasen mehr aus, ist die Imprägnierung abgeschlossen. Der Prozess der Imprägnierung dauert etwa 6 bis 8 Wochen.

5. POSITIONIERUNG

Nach der Imprägnierung erfolgt die Positionierung. Das Präparat wird aus dem Silikonbad genommen und tropft ab. In diesem Zustand ist es noch flexibel und gestaltbar. Der Körper wird jetzt in die gewünschte Pose gebracht. Außerdem werden alle anatomischen Strukturen mithilfe von Nadeln, Drähten, Klammern und anderen Hilfsmitteln korrekt positioniert.
Der gesamte Prozess der Positionierung kann je nach Präparat einige Wochen, aber auch mehrere Monate dauern.

6. GASHÄRTUNG

In einem letzten Schritt wird das Präparat durch ein spezielles Gas gehärtet. Hierfür wird eine luftdichte Kammer um das Präparat herum gebaut, in der es dem Gas ausgesetzt wird. Mit der Härtung ist der Plastinationsprozess abgeschlossen. Das Präparat ist jetzt dauerhaft vor der Verwesung geschützt.

This site is registered on wpml.org as a development site. Switch to a production site key to remove this banner.