Schleudertrauma und Faszien

Schleudertrauma und Faszien: Wie Rolfing® Strukturelle Integration hilft

Das Schleudertrauma, auch als Beschleunigungstrauma oder Entschleunigungstrauma bekannt, ist eine häufige Verletzung, die besonders bei Auto- Auffahrunfällen auftritt. Es betrifft die Muskeln, Faszien, Bänder und Sehnen im Nacken und kann weitere weitreichende Auswirkungen auf den gesamten Körper haben.
In diesem Artikel erfahren Sie, wie ein Schleudertrauma entsteht, welche Prozesse im Körper ablaufen und wie Rolfing® Strukturelle Integration helfen kann, den Heilungsprozess zu unterstützen.

 

Schleudertrauma: Ursachen, Symptome und Folgen
Ein Schleudertrauma tritt auf, wenn Kopf und Nacken durch eine plötzliche, unwillkürliche Bewegung stark nach hinten überstreckt und dann nach vorne geschleudert werden. Dies geschieht beispielsweise bei einem Autounfall, bei dem ein starker, unvermittelter Stoß von hinten, von vorne oder seitlich auf das Fahrzeug wirkt, welcher sich auf den ganzen Körper der Insassen überträgt.
Dabei kann es zu einer Belastung und Verletzung des Weichgewebes wie Muskeln, Bänder, Sehnen und Faszien sowie Gefäßen und Nerven kommen. Die Beweglichkeit und Stabilität des Nackens und des Brustkorbs sind nach einem Schleudertrauma meist eingeschränkt und die Atmung kann unter den Einwirkungen des Aufpralls und durch den Gurt herbeigeführte Prellungen betroffen sein.
Typische Symptome eines Schleudertraumas sind starke Kopf- und Nackenschmerzen, myofasziale Schmerzen, Nackensteifigkeit, Schwindel und Radikulitis (Nervenschmerzen), die oft auch Körperteile außerhalb des Nackens betreffen, wie z. B. die Schultern, Arme und sogar den unteren Rücken. Häufig machen sich die Symptome erst einige Stunden oder Tage nach dem Unfall bemerkbar. In schwereren Fällen treten auch neurologische Symptome wie Taubheitsgefühle oder Schwindel auf.

 

Schleudertrauma: So wirkt es auf die Faszien
Der Körper besteht aus verschiedenen Gewebetypen, die sich bei einem Aufprall unterschiedlich schnell bewegen. Dies führt zu einer Überdehnung der Weichteile – insbesondere der Faszien.
Faszien sind das zähe, wenig dehnbare Bindegewebe, das die Muskeln, Organe und andere Strukturen im Körper umhüllt. “Bezeichnend für alle Schleudertraumen ist, dass sie sich vor allem auf unser Fasziensystem auswirken. […] Wenn der ganze Aufprall in den Faszien hängen bleibt, dann kann daraus für den Organismus ein Inferno von Verschiebungen entstehen,” so Faszienexperte und Certified Advanced Rolfer® Peter Schwind.
Überdehnte Faszien können sich ohne therapeutische Hilfe nicht vollständig regenerieren und sind dadurch in ihrer Funktion eingeschränkt. Dies führt oft zu anhaltenden Schmerzen und Verspannungen, die über den Nacken hinaus den ganzen Körper betreffen. Ohne angemessene Unterstützung durch die Faszien und deren Rückkehr in ihre ursprüngliche Form und Gleitfähigkeit können die Symptome langfristig bestehen bleiben und sich sogar verschlimmern.

 

Rolfing® bei Schleudertrauma: Mehr als nur Symptomlinderung
Die schulmedizinische Behandlung eines Schleudertraumas konzentriert sich in erster Linie auf die Linderung von Schmerzen und die Wiederherstellung der Beweglichkeit des Nackens. Dazu gehören Schmerzmittel, Wärmetherapie, Physiotherapie und in einigen Fällen auch Akupunktur. Vom Tragen einer Halskrawatte wird meist abgeraten, da dies die Muskulatur schwächt und die Beschwerden zusätzlich verstärken kann.
Diese Herangehensweise ist darauf ausgelegt, die Symptome zu lindern, geht jedoch oft nicht auf die tiefere Ursache der Beschwerden ein – die Fehlstellungen im Fasziensystem.
Die Rolfing® Methode hingegen verfolgt einen ganzheitlichen Ansatz.
Demnach betrifft ein Schleudertrauma den gesamten Körper und sollte nicht isoliert im Nacken behandelt werden. „Der Hauptgrund, warum Rolfing so dramatisch in seinen Ergebnissen ist, darin liegt, dass den Symptomen des Klienten nur ein Seitenblick gewidmet wird“, erklärt Rolfer® Richard Demmerle, Sohn der legendären Dr. Ida Rolf.
Zwar seien schlimme Nacken- und Kopfschmerzen häufige Symptome, aber die Wurzel des Problems sitzt nach einer Weile längst nicht mehr im Nacken. Einige Wochen nach dem Unfall kann sie überall im Körper verankert sein: „In der Regel beginnen die schmerzhaften Symptome eine Art Wanderung durch unseren Organismus,“ so Peter Schwind.

 

Schleudertrauma: Langzeitfolgen für den gesamten Körper
Ein Schleudertrauma zieht vielschichtige Veränderungen des Fasziensystems nach sich. Es verdrehen sich nicht nur alle Halsfaszien aufgrund der erzwungenen Bewegung des Kopfes. Folgende Schilderung des Experten Peter Schwind zeigt anschaulich, wie im Körper alles mit allem zusammenhängt:
Da eine Seite des Körpers vom Gurt festgehalten wird, verdreht sich auch der Rumpf beim Auffahrunfall innerlich wie in einer Spirale: „Auch die […] Schulter, die nicht vom Gurt gehalten wird, reißt es ruckartig nach vorn und unten, und damit erhält die mechanische Wirkung auf das Fasziensystem noch eine ganz andere Dimension. Die Wucht, mit der die Schulter nach unten schiebt, wird durch das Zwerchfell hindurch auf die Leber wirken. Die Leber ihrerseits gibt die Stoßkräfte an die […] Niere weiter. Weil die Leber selbst von kräftigen Bändern gehalten wird, wird sie ihre Position nicht wirklich dauerhaft verändern, es kann aber durchaus sein, dass ihre Bänder überdehnt und gezerrt werden,“ so Schwind.
Dadurch drehe sich die Form einer Spirale immer tiefer in die feinen Gewebestrukturen im Inneren unseres Rumpfes. Es entsteht ein gravierendes Ungleichgewicht zwischen unserer rechten und linken Körperhälfte. Dieses Ungleichgewicht überträgt sich dann bei jedem Atemzug nach oben in unseren Nacken.
Die mechanischen Kräfte beim Schleudertrauma können auch das Innere der Wirbelsäule und das Innere des Schädels betreffen. „Die Hüllschicht unseres Gehirns setzt sich als Hüllschicht unseres Rückenmarks bis nach unten zu unserem Kreuzbein und Steißbein fort. Wir müssen uns diese Hüllschicht wie eine Art Schlauch vorstellen, gebildet von sehr zähem Material. Dieser Schlauch muss im Inneren unseres Wirbelkanals frei beweglich sein,“ sagt Schwind.

 

Rolfing®: Faszialer Ansatz zur Schleudertrauma-Heilung
Rolfing® Strukturelle Integration konzentriert sich darauf, den Körper in seine natürliche Balance und Ausrichtung zurückzubringen, indem es tief in das Bindegewebsnetz eingreift. Bei einem Schleudertrauma kann dies entscheidend sein, um die überdehnten und verklebten Faszien wieder zu lösen. Rolfer organisieren den gesamten Körper neu und restrukturieren die Faszien so, dass sie wieder ihre natürliche Unterstützungsfunktion übernehmen können.
Wie Schwind beschreibt, reichen „die Kräfte der Eigenregulierung“ oft nicht aus, um die inneren Verdrehungen zu lösen, die durch ein Schleudertrauma entstehen. Hier setzt Rolfing an, indem es den gesamten Körper betrachtet und die strukturellen Ungleichgewichte korrigiert, die durch die Verletzung entstanden sind.
„Diejenigen von uns, die sich Rolfing Struktureller Integration verschrieben haben, wissen, dass das gesamte Ereignis des Schleudertraumas ausgelöscht werden kann, wenn der Mensch organisiert und ausgeglichen ist und von der Erde gestützt wird,“ so Demmerle.

 

Wie Rolfing® Ihnen bei Schleudertrauma helfen kann
Während die schulmedizinische Herangehensweise bei einem Schleudertrauma vor allem auf die Behandlung von Symptomen fokussiert ist, bietet Rolfing® eine tiefere, ganzheitliche Lösung für dessen komplexe Auswirkungen. Indem es die Faszien und den gesamten Körper anspricht, kann Rolfing® dazu beitragen, die tieferliegenden Ursachen von Schmerzen und Bewegungseinschränkungen zu beheben und dem Körper zu einer nachhaltigen Heilung zu verhelfen.
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Quellen:
Peter Schwind (2014): „Faszien – Gewebe des Lebens. Das geheimnisvolle Netzwerk des Körpers und seine Bedeutung für unsere Gesundheit.“
Richard Demmerle: „The Effect of Rolfing on Whiplash Injuries“