Heilsames Fasten

Fasten spielt in der Geschichte der Menschheit eine große Rolle – sowohl in den Religionen als auch in der Medizin. Und auch in den letzten Jahren hört man immer mehr vom Fasten. Man kann fast sagen, es ist zu einem Trend geworden. Es gibt viele verschiedene Varianten, ob nun:

  • intermittierendes Fasten nach der 16:8-Methode oder 5:2-Methode
  • oder Saftfasten.

Alle Formen dieser Nahrungsrestriktionen haben positive Effekte auf den Stoffwechsel des Menschen und auf das Darm-Mikrobiom[1].

Fasten – ein evolutionärer Einblick

Schon unsere Vorfahren in Urzeiten haben quasi Intervallfasten praktiziert. Es gab Phasen des Sattessens und des Darbens. Der Organismus legt Fettdepots an und zu Zeiten der Nahrungskarenz ist er in der Lage, diese wieder zu mobilisieren. Unser Körper ist evolutionstechnisch gesehen darauf ausgelegt, Hungerperioden zu erleben und auch zu überleben. Aber heutzutage ist das oft nicht mehr der Fall. In unserer westlichen Zivilisation kennen einige Menschen gar kein Hungergefühl mehr. Nahrung ist 24/7 verfügbar – und das kann zum Problem werden. Deshalb rückt das Fasten immer mehr in den Vordergrund und ist nicht nur ein Trend, sondern bringt auch viele gesundheitsfördernde Effekte mit sich.

Doch was passiert eigentlich beim Fasten genau?

Durch eine Nahrungskarenz ab circa zwölf Stunden kommt es zu zahlreichen endokrinen, neurologischen und metabolischen Mechanismen sowie zu einer Stoffwechselumstellung. Wenn keine exogene Glukose über Nahrungsmittel mehr zugeführt wird, sinkt der Glukosespiegel im Blut. Zunächst wird das Glykogen aus der Leber abgebaut und zur Energieversorgung mobilisiert. Nach circa 24 Stunden Fasten ist dieses auch aufgebraucht. Durch die Oxidation von Fettsäuren und die Entstehung von Ketonkörper wird der Organismus weiter mit Energie versorgt. Der Körper befindet sich dann im Zustand der Ketose und ein charakteristischer Mund- und Körpergeruch macht sich bemerkbar. Das Gehirn, das bevorzugt Glukose verwertet, erhält diese durch die Gluconeogenese, der endogenen Synthese von Glukose.

Wann sollte wieder Nahrung eingenommen werden?

Wenn die Fettreserven verbraucht sind, kommt es zum Abbau von Proteinen. Dann sollte mit der Wiedereinführung von Nahrung begonnen werden. Damit ein Muskelabbau vermindert wird, ist es ratsam, ein paar Kalorien während des Fastens zu sich zu nehmen. Meist wird das über Säfte, Brühen oder auch Honig gemacht.

Gesundheitsfördernde Effekte des Fastens

Autophagie

Durch das Fasten setzt der Prozess der Autophagie ein. Dadurch werden geschädigte Zellen oder Zellteile eliminiert. Es ist eine Art „Reinigungsvorgang“ im Körper. Dieser Prozess ist sehr wichtig zur Aufrechterhaltung der zellulären Homöostase und spielt eine wichtige Rolle zum Schutz der Zelle vor oxidativen Schäden. Damit wird auch der Alterungsprozess verlangsamt. Mit zunehmendem Alter nimmt die Autophagie ab. Durch regelmäßiges Fasten kann dem entgegengewirkt werden.

Blutdruck

Durch den Hungerstoffwechsel sinkt der Blutdruck und das bewirkt eine Entlastung:

  • der Gefäße,
  • des Kreislaufes
  • und des Herzens.

Insulinsensitivität

Des Weiteren steigt die Insulinsensitivität unter anderem dadurch, dass Hormone wie Adiponektin und Ghrelin vermehrt gebildet werden. Leptin, ein Hormon, das Entzündungen fördert, sinkt. Weitere entzündungsfördernde Stoffe wie Interleukin-6 oder TNFα werden ebenfalls weniger stark gebildet. Diese Effekte können teilweise auch über die Fastenzeit hinauswirken.

Blutglukosespiegel

Während des Fastens bleibt der Blutglukosespiegel auf einem niedrigen Niveau relativ konstant. Das sorgt auch für eine bessere Insulinsensitivität und vermeidet „Heißhungerattacken“. Besonders gut wirken sich die Effekte auf die Senkung des Risikos für das metabolische Syndrom (Diabetes Mellitus Typ II, Bluthochdruck, Fettstoffwechselstörungen, Adipositas) aus, was wiederum mit dem Risiko für viele andere Erkrankungen einhergeht. Auch bei rheumatischen Erkrankungen, wie rheumatoider Arthritis und dem chronischen Schmerzsyndrom konnten vielversprechende positive Effekte auf den menschlichen Körper gezeigt werden.

Darm

Außerdem kommt es zu einer Veränderung des Mikrobioms im Darm. Das ist ein sehr aktuelles Forschungsgebiet, auf dem es noch viel Bedarf an Studienergebnissen gibt. Mittlerweile weiß man, dass Bakterienarten, die den „Darm aufräumen“, sprich sich von toten Darmzellen und Schleim ernähren, stärker vermehren. Diese tragen somit zu einer intakten Darm-Barriere bei. Diese ist essenziell für einen gesunden Körper. Eine durchlässige Darmbarriere wird im Zusammenhang mit der Entstehung von verschiedenen Allergien diskutiert („leaky gut“).

Verschiedene Darm-Mikroben, die sich durch das Fasten stärker vermehren, bilden kurzkettige Fettsäuren, die weitreichende positive Effekte auf den Körper haben. Unter anderem können diese antiinflammatorisch wirken. Sie modulieren molekulare Signalwege und stärken ebenfalls die Darm-Barriere.

Fazit

Für gesunde Menschen birgt das Fasten viele gesundheitsförderliche Effekte. Dennoch sollte man in Absprache mit einem Arzt oder einer Ärztin fasten bzw. unter Anleitung eines Fastenleiters oder einer Fastenleiterin. Personen mit einer Essstörung, Schwangere, untergewichtige Personen, Kinder und Menschen mit Diabetes Typ I sollten eher nicht fasten bzw. es ärztlich abklären lassen.

 

Quellen:

 

Dieser Beitrag wurde von Anne Stoye verfasst. Sie ist Ernährungswissenschaftlerin (M.Sc.) und Assistentin der Geschäftsleitung Ausbildung, Fachbereich Psychotherapie & Naturheilkunde, der Deutschen Heilpraktikerschule Leipzig.

[1] Larrick, JW et al.: Beneficial gut microbiome remodeled during intermittent fasting in humans. Juni 2021. doi: 10.1089/rej.2021.0025.

Maifeld, A. et al.: Fasting alters the gut microbiome reducing blood pressure and body weight in metabolic syndrome patients. März 2021. Doi: 10.1038/s41467-021-22097-0

Wang, Y. et al.: The Effect of Fasting on Human Metabolism and Psychological Health. Januar 2022. doi: 10.1155/2022/5653739